Salman Rushdies drittes Leben...

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Der Apfel der Erkenntnis und das Leben des Salman Rushdie - Bildquelle: pixabay

Die drei Leben des Salman Rushdie

Der indische Autor Salman Rushdie und der Verfasser der satanischen Verse wurde in den USA während einer Lesung mit zahlreichen Messerstichen niedergestochen und hat dabei unter anderem schwere Verletzungen am Arm, an der Leber und im Gesicht erlitten. Laut Medienberichten soll er dabei ein Auge verloren haben.

Doch wie kam es dazu? Um zu verstehen, was da passiert ist muss man die Lebensgeschichte dieses Mannes kennen. Sie hat seit dieser Woche drei Leben:

Das erste Leben umfasst die Zeit seiner Anfänge bis zu dem Tag an dem er die satanischen Verse veröffentlichte und damit den Islam beleidigte. Das zweite Leben begann nach dieser Veröffentlichung und der Trennung von seiner ersten Frau und das dritte Leben begann spätestens gestern - ohne Auge und wenn er Pech hat entstellt bis an sein Lebensende.

Um es gleich vorweg zu nehmen - auch wenn Rushdie weltweit bekannt ist, so habe ich keines seiner Werke jemals gelesen. Gleichwohl gibt es eine Reihe von Literaturwissenschaftlern, die dies sehr wohl getan haben. Wie dem auch sei. Schon in der Bibel steht, man erntet was man sät. Und es hat den Anschein, das Salman Rushdie Has gesät und die Vergeltung geerntet hat.

Auch wenn ich Gewalt gegen Menschen verurteile und ablehne, so muss Rushdie klar gewesen sein, dass sein Buch über den Islam auf der anderen Seite kaum auf Gegenliebe stoßen würde. Entsprechend fiel so denn auch die Reaktion der islamischen Welt gegen den Inder mit späterem Wohnsitz in London und zuletzt in den USA.

Anfangs schrieb Rushdie, so liest man, in der dritten Person. Er selber soll von sich mal gesagt haben, dass er zum Schrifsteller wurde, als er von der dritten Person in die "Ich-Form" wechselte - Zitat:

Das ist und bleibt für mich der Augenblick in dem ich zum Schriftsteller wurde.

Zwei Wochen vor der Geburt seines Sohnes Zafer schloss er seinen Roman Mitternachtskinder ab. Dass war 1979. Das erste Gutachten zu dem Roman war vernichtend und hat das Werk in der Luft zerrissen - Zitat:

dieses üppige herumschwadronieren im Kopf des Inders Rushdie

Es ist Liz Calder gewesen, die dem bis dahin mehr oder weniger unbekannten Schriftsteller dennoch einen Platz im Programm des Cape Verlages in London verschaffte.

Mitternachtskinder wurde in der ersten Auflage lediglich in 1750 Exemplaren gedruckt. Damals wusste noch niemand wer er war. Er war ein Unbekannter unter vielen. Als das Buch in den USA vom Knopf Verlag verlegt wurde, erhaschte Rushdie erstmals so etwas wie Ruhm. Das Buch wurde in den USA von den Rezensenten landauf landab hoch gelobt, worauf hin auch in England nicht mit Superlativen - wie zauberhaft, bedeutend, künstlerisch, brilliant und phantastisch- gespart wurde.

Der indische Geschichtenschreiber gelangte darauf hin schnell zu Weltruhm und wurde sehr sehr reich. Ganz anders hingegen fiel die Reaktion der eigenen Familie in Karatschi aus, die das Buch Mitternachtskinder weitaus weniger wohlwollend aufgenommen haben soll. Sein leiblicher Vater Anis soll sogar schockiert gewesen sein, da Rushdie die Familiengeheimnisse der ganzen Welt publik gemacht habe. Sein Vater sah sich in dem Buch als jemand portraitiert - Zitat:

über dem selbst in Augenblicken des Triumphes der Gestank zukünftigen Versagens hing, der Geruch einer falschen Abzweigung gleich hinter der nächsten Ecke, ein Aroma, das auch durch sein ständiges Baden nicht weggewaschen werden könnte.

Der Vater Rushdies enterbte diesen daraufhin im Augenblick von Rushdies größten literarischen Triumph bis zu dem damaligen Zeitpunkt. Im Jahre 1981 bekam Rushdie so denn auch den renommierten Bookerpreis für sein Machwerk.

Laut seiner damaligen Frau Clarissa änderte sich das Leben des Literaten daraufhin immens. Er wurde zu einer Ikone der Medien. In den 80´er Jahren reist Rushdie um die Welt und genoss seinen Ruhm. Mit Scham und Schande soll er ein weiteres Buch später geschrieben haben.

1984 lernte er in Sidney Robyn Davidson kennen in die er sich direkt verliebte. Damit wurde das Ende seiner Ehe zu Clarissa eingeleitet, die schon von Reisen rund um die Welt an der Seite ihres Mannes träumt und sich als Miss Rushdie in der feinen Gesellschaft der High Society bereits sah.

Anderthalb Jahre nachdem Rushdie Robyn Davidson kennen gelernt hatte, ging die Ehe zu einer damaligen Frau schliesslich in die Brüche.

1985 wurde der Prachtbau Rushdies in Highburry Hills verkauft und Robyn Davidson zog in das neue Haus von Rushdie in der St. Peters Street in Islington. Die Beziehung zu Robyn Davidson soll Rushdie als "atomar" bezeichnet haben. Seine Betreuerin beim Cape Verlag Liz Calder verwendet dafür den Ausdruck "vulkanisch". Kurzum es war augenscheinlich eine toxische on off Beziehung zwischen den beiden.

Je berühmter Rushdie wurde um so stärker kam seine linksaffine Lebenseinstellung zum Vorschein. Besonders häufig soll dies in Gegenwart der Champagnersozialisten in der Londoner High Society der Fall gewesen sein. Rushdie bereiste in seinem ersten Leben wohl die gesamte Welt - wurde auf Festivals, Lesungen und ähnliche Veranstaltungen fortlaufend eingeladen.

Vor seiner Reise nach Nicaragua schrieb Rushdie laut Berichten dann das Buch, dass sein Leben grundlegend verändern sollte - die satanischen Verse...

1987 erkrankte sein Vater schwer und dem Tode nah. Seine Eindrücke aus dieser Zeit soll er in den satanischen Versen als Aussöhnung zwischen Vater und Sohn verarbeitet haben.

Ayatollah Khomeini verurteilt Rushdie und alle seine Verleger zum Tode...


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Ruhollah Khomeini ergriff nach der iranischen Revolution und der Flucht des Schah von Persien als religiöses Oberhaupt im Iran Ende der siebziger Jahre die Macht

Im Folgejahr erscheinen nach einem Wettstreit unter verschiedenen Verlagen die Satanischen Verse am 26. September 1988 im Handel und die Rechte an dem Buch wurden für 850000 USD verkauft - eine für damalige Verhältnisse unglaublich große Summe.

Nur wenige Rezensenten der damaligen Zeit bekamen in der westlichen Welt die beleidigenden Bestandteile des Romans mit, mit denen sich Rushdie am Koran und dem Islam abarbeitete. Bereits kurz nach dem Erscheinen meldete sich aus Indien Syed Shahabuddin, ein indischer Parlamentsabgeordneter und Muslim, zu Wort und beklagte so denn auch als erster Rushdie´s Werk, indem er in den satanischen Versen

eine unanständige Verunglimpfung des heiligen Propheten erkannte, die keine zivilisierte Gesellschaft erlauben sollte.

Bereits am 5. Oktober 1988, also wenige Tage nach Erscheinen wurde das Buch schliesslich in Indien verboten. Es kam daraufhin zum offenen Eklat zwischen Rushdie und muslimischen Interessenvertretern in Indien. Der Vorgang und die Kontroverse um Rushdies Satanische Verse eilten in Windeseile um die Welt. Am 8. Oktober 1988 sprach sich die in London erscheinende saudische Tageszeitung gegen Rushdie aus. Es hagelte erst Bomben und Todesdrohungen gegen Rushdie und die Verlage. Dies war der Augenblick wo Rushdies zweites Leben begann.

Anfang 1989 kam es in Bradford /Yorkshire zu einer Bücherverbrennung über die landesweit berichtet wurde. Am 12. Februar 1989 stürmte der aufgebrachte Mob, der zuvor die öffentlich vorgelesenen satanischen Verse zur Kenntnis nahm das Kulturzentrum der USA in Islamabad. Es kam zum Schusswechsel zwischen Polizei und den aufgebrachten Demonstranten.

Auch in Kashmir kam es zu Protesten gegen Rushdie und seine satanischen Verse. Die Bilanz ein Toter und 60 Verletzte. Die Bilder gelangten von dort aus ins iranische Fernsehen wo sie Ayatolla Khomeinni zum ersten mal gesehen haben soll. Seine Reaktion auf Rushdies Buch war eindeutig in dem er eine fatwa formulierte:

Ich informiere hiermit alle frommen Muslime der Welt, daß der Autor des Buches Die satanischen Verse - das in Feindschaft zum Islam, dem Propheten und dem Koran zusammengestellt, gedruckt und veröffentlicht wurde - und alle die an der Veröffentlichung beteiligt und sich des Inhalts des Buches bewusst waren, zum Tode verurteilt werden. Ich rufe alle frommen Muslime auf, die Übeltäter schnell hinzurichten, wo immer man sie finden möge, damit niemand sonst es wage die heiligen Gefühle der Muslime zu beleidigen. Mit Gottes Willen ist jedermann, der auf diesem Weg den Tod findet ein Märtyrer.

Es heißt, dass Rushdie als die fatwa im Iran verkündet wurde auf einer Party in London zugegen war, auf der die Veröffentlichung des Romans seiner damaligen Frau mit dem sinnigen Titel John Dollar gefeiert wurde. Durch das Bekanntwerden der fatwa und die Toten in Pakistan wurde die Stimmung, so heißt es auf der Party immer angespannter. Die Telefone im Verlag sollen heiß gelaufen sein.

Die zu diesem Zeitpunkt in den letzten Zügen liegende Ehe Rushdies mit Wiggins wurde durch die fatwa aus dem Iran wieder gefestigt - so dass sich die Sun damals zu der Schlagzeile hinreißen lies: "RACHE RETTET KIPPLIGE EHE!"

Rushdies zweites Leben begann eigenen Verlautbarungen zufolge am Valentinstag 1989 - und man darf davon ausgehen, dass es diese Woche beendet wurde.

Rushdie bedauert auch Jahre später, dass man sein Buch in den falschen Hals bekommen habe, was seinerseits nicht beabsichtig gewesen wäre. Nun, ob´s stimmt? Zweifel sind angebracht.

Sollte er die Messerattacke in den kommenden Tagen und Wochen überleben, so wird sicherlich das dritte Leben des heute 75-jährigen beginnen. Ob seine Kraft auch noch für vier weitere Leben reicht, darf angesichts des fortgeschrittenen Alters und des erlittenen Traumas hingegen bezweifelt werden.

Auch hier ist der Wortlaut der fatwa aus dem Iran nach wie vor unmisserständlich - auch wenn Regenbogensozialisten und Deutschlandhasser wie Claudia Roth sich mal wieder als bigotte Moralapostel in den Medien zu positionieren versuchen.

Alle Beteiligten sind meines Erachtens aufgerufen heraus zu finden, warum sie so reagieren, wie sie reagieren. Denn Gewalt erzeugt nur Gegengewalt.

Frieden auf Erden!

Licht & Liebe.

Peace.

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Gewalt erzeugt nur Gegengewalt.

Ja,das ist der springende Punkt.
Ich kannte den Typen nur namentlich.

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Eigentlich interessieren mich solche Mainstream Schriftsteller nicht. Interessant fand ich nur das Robyn Davidson, die mit ihren 4 Kamelen 2500 Kilometer durch die australische Wüste zu Fuss gegangen ist mit ihm eine Liason hatte.

Ich denke, dass Rushdie nie verdaut hat, dass sein Vater für ihn scheinbar nicht viel übrig gehabt hatte. Das würde auch erklären, warum er mehr oder weniger unbewusst vermutlich das schrieb, was er geschrieben hat.

Ich glaube ihm sogar, wenn er sagt dass er missverstanden wurde. Ich denke, dass er in Wirklichkeit seinen Vater meinte.

Aber wer weiß das schon.

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Da kannst du schon recht haben. Ich bin einfach viel zu wenig in der Materie drinnen, um mir ein Bild zu machen. Der Gedanke war bestenfalls: "Wenn bei uns einer recht gelobt wird, dann ist wohl meist das Gegenteil der Fall"

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Wenn ein Autor sich eines Themas annimmt, welches dermaßen viel Sprengstoff in sich birgt und sich dessen jedoch nicht bis in letzter Konsequenz bewusst ist, stehen vor der Publizierung noch immer der Lektor und die Verantwortlichen eines jeden Verlages. Letztgenannte sollten eigentlich erkennen, in welchen „Schlamassel“ sich ihr Autor manövrieren wird und dazu der gesamte Verlag (inklusive Angestellten) davon negativ betroffen sein könnten (um es vorsichtig auszudrücken).
Ich habe mir zwei Veröffentlichungen von Rushdie angetan, finde ihn nach wie vor als Autor nicht prickelnd und, was den Menschen betrifft, mag ich nicht urteilen, da ich ihn nicht kenne.
Aber vollkommen egal, wie, was oder worüber ein Autor schreibt, rechtfertigt es niemals eine Tat, wie die jetzt geschehene.

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Aber vollkommen egal, wie, was oder worüber ein Autor schreibt, rechtfertigt es niemals eine Tat, wie die jetzt geschehene.

Das Leben eines Menschen ist heilig - auch wenn er Fehler begangen haben sollte.

An die Stelle der Gewalt sollte immer die des Dialoges treten und der Versuch einander zu verstehen.

Gewalt ist immer Ausdruck von Hilflosigkeit.

Liebe Grüße.

!BEER

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Niemand hat das Recht, jemanden zu Tode zu verurteilen, nur weil der was geschrieben hat, was andere beleidigt. Das Recht auf Leben wiegt weit schwerer als eine religiöse Beleidigtheit.
Teilweise kommt es bei Dir so rüber, als würdest Du den Muselmanen recht geben und Rushdie hätte halt nicht die Satanischen Verse schreiben sollen. Sein Privatleben oder seine Ehen interessieren mich nicht. Auch wenn er eine andere politische Einstellung hat, so eine Fatwa hat niemand verdient!

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Wir sind alle Teil der Menschheitsfamilie und so sollten wir auch miteinander umgehen.

Es geht dabei auch nicht um Recht haben oder nicht, sondern um Achtsamkeit.

Rushdie und vor allem seine Verleger waren unachtsam, ansonsten wäre eine solche Reaktion nicht erfolgt.

Auf der anderen Seite muss man sich fragen ob Menschen die Verfolgung anders denkender mit den Grundsätzen einer freien Gesellschaft vereinbar sind.

Dies gilt erst Recht, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer, den Tod eines anderen Menschen einfordern.

Strafen sind in aller Regel nicht Ursachenbezogen und noch weniger geeignet eine friedliche Lösung aus gegenseitigem Verständnis heraus herbei zu führen.

Der Versuch einander zu verstehen ist die Grundlage für Fortschritt und die friedliche Koexistenz der Menschen.

Mehr kann man dazu nicht sagen.

Es ist niemals gut, wenn jemand einen anderen zum Unmenschen abstempeln. Eigentlich sollten wir darüber schon hinweg sein, nach den schrecklichen Kriegen der Vergangenheit.

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